Non basta una legge per lottare contro i matrimoni forzati

Berna, 31.10.2017 - Seconda giornata dedicata alla prassi nell’ambito del programma federale di lotta ai matrimoni forzati, svoltasi a Berna.

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Sehr geehrte Damen und Herren
Liebe Anwesende

Arjeta, Dona, Zohra: Wenn die Medien über Frauen berichten, die unter Zwang verheiratet worden sind, sind die Namen fast immer erfunden. Die Geschichten aber sind Realität.

Und sie ähneln sich. Die Frauen sind jung, sie stammen aus dem Kosovo, aus Sri Lanka oder der Türkei, und sie haben das Leben vor sich.

Doch dann wird über sie entschieden. Sie werden vergeben, vermittelt und verschachert.

Was das heisst, wissen wir alle: Es bedeutet Gewalt, Missbrauch und Gleichgültigkeit. Weil zu Viele wegschauen.

Wenn wir über Zwangsehen sprechen, sprechen wir darum nicht nur über schreckliche Einzelfälle.

Wir sprechen über Milieus, für die Gewalt gegen Frauen und Unterdrückung selbstverständlich sind. Denn es hat Tradition.

Das macht den Kampf der Behörden gegen die Zwangsehen so schwierig.

Und es macht es für die Betroffenen so schwierig, sich zu wehren. Denn sie müssen nicht nur vor der Zwangsheirat fliehen. Sie müssen sich oft auch von ihrem ganzen Umfeld abwenden.

Ich habe vor einigen Jahren eine junge Frau kennengelernt, die genau das gemacht hat. Sie ist eine Kosovarin, und sie hätte gegen ihren Willen verheiratet werden sollen. In ihrer Angst hat sie sich an ihre Lehrerin gewendet, gerade noch rechtzeitig vor den Sommerferien. Die Lehrerin hat die Behörden eingeschaltet. Der Zwangsehe ist die Frau dadurch entkommen. Gleichzeitig hat sie ihre Familie und ihr Umfeld verloren - und das mit 15 Jahren.

An sie, die junge Frau, denke ich oft, wenn ich mich politisch gegen Zwangsehen engagiere.

Für Frauen wie sie haben wir das Gesetz gegen Zwangsheiraten gemacht. Das Signal, das wir mit dem Gesetz ausgesendet haben, war klar - und es war überfällig: Wir können als Gesellschaft nicht wegschauen, wenn Frauen - und in gewissen Fällen auch jungen Männern - alles weggenommen wird, was ihnen zusteht: ihre Freiheit, ihre Ausbildung, ihre Zukunft.

Ein Gesetz alleine genügt jedoch nicht, um Opfer zu schützen.

Es braucht mehr: Sensibilisierung, Ausbildung, Prävention und Zusammenarbeit. Darum hat der der Bundesrat gleichzeitig mit dem Gesetz das Programm gegen Zwangsheiraten lanciert.

Das Programm hat geholfen, dass in verschiedenen Regionen Netzwerke entstanden oder ausgebaut worden sind. Und wir haben Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen geschult und sensibilisiert - von der Standesbeamtin bis zum Lehrlingsbetreuer.

Das klingt vielleicht erst einmal unspektakulär. Aber es ist die Grundlage dafür, dass wir den Betroffenen auch tatsächlich helfen können.

Und das haben wir gemacht. In den letzten 30 Monaten haben über 900 Personen unsere Unterstützung erhalten - vom Beratungsgespräch bis hin zu polizeilichen Schutzmassnahmen.

Das Bundesprogramm läuft dieses Jahr aus. Doch das bedeutet nicht das Ende unserer Anstrengungen.

Der Bundesrat hat letzten Mittwoch entschieden, eine nationale Kompetenzstelle gegen die Zwangsheirat zu schaffen. Dafür stellt er für die nächsten vier Jahre 800 000 Franken zur Verfügung.

Diese Stelle soll schweizweit die kantonalen und kommunalen Behörden unterstützen: Sie soll bei schwierigen Fällen beraten, sie soll Präventivmassnahmen umsetzen, und sie soll das nötige Fachwissen erarbeiten und verbreiten helfen.

Wir werden dabei mit der Fachstelle Zwangsheirat zusammenarbeiten, die einen Teil dieser Aufgaben schon seit Jahren wahrnimmt. Sie pflegt beste Kontakte zu den Kantonen und ist auch international gut vernetzt.

Gemeinsam schauen wir, dass wir alle Kantone und alle Sprachregionen erreichen. Es darf beim Schutz vor Zwangsheirat keine Lücken geben, egal, in welchem Kanton, in welcher Gemeinde oder Stadt eine junge Frau wohnt. Das ist zentral.

Letztlich bin ich mir aber bewusst: Ohne Sie, geschätzte Anwesende, ohne Ihr Engagement und Ihr Fachwissen, erreichen wir gar nichts. Weder mit Gesetzen noch mit Geld. Wenn Sie nicht täglich hinschauen, wo andere wegschauen, helfen wir keiner einzigen jungen Frau und keinem einzigen jungen Mann in diesem Land.

Ihre Arbeit ist für die Betroffenen von allergrösstem Wert.

Dafür möchte ich Ihnen herzlich danken.

 


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