Interview, 27. Mai 2025: Biel Bienne; Michel Guillaume
Der Basler SP-Bundesrat Beat Jans ist ein Fussballfan. Wenige Tage vor dem historischen Schweizer Cupfinal zwischen dem FC Biel und dem FC Basel gab er Biel Bienne ein Interview.
Durch das Bistum Basel haben Biel und Basel eine jahrhundertelange gemeinsame Geschichte. Doch Biel hat verpasst, was Basel gelungen ist: ein Stadtkanton zu werden. Wie sehen Sie das?
Vorsicht! Die Stadt Basel wollte nie eine Spaltung, die 1833 erfolgte. Basel-Landschaft wollte sie. Es war also damals kein Erfolg für die Stadt. Aber die Geschichte zeigt, dass man immer versuchen sollte, das Beste daraus zu machen. Und unser Stadtkanton hat auch davon profitiert, indem er eine sehr starke Entwicklung gemacht hat. Er hat sehr effiziente Strukturen und ist in seinen Entscheidungen unabhängig.
Haben Sie die Trennung nie bereut?
Doch! Später wollte Basel-Stadt die beiden Halbkan- tone fusionieren, aber in Abstimmungen hat sich das Baselbiet immer dagegen ausgesprochen, wie zuletzt 2014.
Welche Gemeinsamkeiten haben Biel und Basel?
Es sind zwei historisch gewachsene Industriestädte, die sich an der Sprachgrenze befinden. Beide Städte sind sportbegeistert, wobei Biel mehr auf Eishockey und Basel mehr auf Fussball ausgerichtet ist. Beide Städte sind auch weltoffen: Biel dank der Uh- renindustrie mit den beiden Aushängeschildern Swatch Group und Rolex. Diese lösten eine starke Zuwanderung aus. In Basel war dies wegen der Pharmaindustrie. Beide Städte teilen auch eine linke politische Kultur.
In Biel hat der sozialdemokratische Stadtpräsident Guido Müller die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt vorangetrieben, indem er General Motors ansiedelte. Wer war es in Basel?
Wahrscheinlich die aus Frankreich stammende Familie Clavel, die im 19. Jahrhundert eine
Seidenfärberei übernahm. Sie beherrschte die Technologie der Farbstoffe, die den Grundstein für die Chemie und später für die Pharmaindustrie legte.
Beide Städte nahmen zwischen 1525 und 1530 auch die Reformation an. Äussert sich der Protestantismus in Ihrer Art zu regieren?
Sie haben Recht: Das ist eine weitere Gemeinsamkeit. Ich bin katholisch aufgewachsen und ging jeden Sonntag mit meinen Eltern in die Messe. Das hat mich geprägt.
Im Protestantismus gibt es diese sehr diskrete Beziehung zum Geld, die dazu führt, dass man seinen Reichtum nicht zeigt.
Tatsächlich ist Basel eine Stadt der Stiftungen, die von Mäzenen – zum Beispiel den Erben der Firma Roche – geleitet werden und viele lobenswerte Projekte unter- stützen. Unsere Mentalität ist es, Gutes zu tun, ohne darüber zu sprechen.
Teilen Sie diese Mentalität?
Als Bundesrat müssen wir darüber sprechen, was wir tun. Aber ich bin auch der Meinung, dass Handeln besser ist als Reden.
Vor allem in der Deutsch- schweiz hat Biel mit unschönen Klischees zu kämpfen: eine «unsichere Stadt, mit Graffiti beschmierte Gebäude, arm». Welches Bild haben Sie von Biel?
Ich habe ein anderes Bild. Biel ist eine sehr lebendige Stadt, die kulturell interessant ist. Ihre geografische Lage zwischen den Ausläufern des Juras und dem wunderschönen See
verleiht ihr eine hohe Lebensqualität. Das weiss die ganze Schweiz seit der Expo.02!
Welche persönlichen Erinnerungen haben Sie an Biel?
Ich erinnere mich an eine Stadtführung, die der ehemalige Stadtpräsident Hans Stöckli anlässlich eines Ausflugs der sozialdemokratischen Fraktion des Bundesparlaments gemacht hatte. Mir fiel auf, dass Biel immer noch eine überschaubare Stadt ist, in der fast jeder jeden kennt.
Kommen wir auf das historische Cupfinale zwischen dem Promotion-League-Verein Biel und dem Schweizer Meister FC Basel um Star Xherdan Shaqiri zu sprechen. Ist das eine Art Swatch gegen Rolex?
Wenn es um Fussball geht, bin ich nicht neutral. Ich bin ein Fan des FC Basel, seit ich laufen kann. Aber ich persönlich bin eher ein Swatch- als ein Rolex-Fan. Und ich muss zugeben, dass ich mich auch freuen würde, wenn Biel den Cup gewinnen würde. Das wäre eine echte Sensation, und Biel hätte den Pokal wirklich verdient, nachdem sie Lugano und YB ausgeschaltet haben.
Was sind Ihre schönsten Erinnerungen als Fan des FC Basel?
Ich habe das alte St. Jakob-Stadion erlebt, das 55 000 Zuschauer fasste. Ich lebe und vibriere mit dem FC Basel, so dass ich immer nervös bin, auch wenn ich nicht im Stadion bin, weil ich eine Sitzung habe. Meine schönste Erinnerung stammt aus dem November 2002, als Basel Liverpool aus der Champions League eliminierte.
Letzte Änderung 27.05.2025