In den Bezirken Muri und Bremgarten im aargauischen Freiamt leben rund 14 000 Ausländerinnen und Ausländer. Deren Integration in das Gemeindeleben ist wenig ausgeprägt: Während sich der Kontakt mancher Ausländerinnen und Ausländer auf ihre Diaspora beschränkt, nehmen andere an öffentlichen Anlässen bestenfalls als Gäste teil. Viele Menschen mit Migrationshintergrund sind im Gemeindeleben aber überhaupt nicht präsent.
Die offizielle Politik im Freiamt fördert die Integration kaum. Das beeinträchtigt nicht nur die Teilhabe der Migrationsbevölkerung, sondern erschwert es auch den Einheimischen, überhaupt mit Ausländerinnen und Ausländer in Kontakt zu treten und einen Beitrag zur Integration zu leisten.
Dieser Knoten sollte mithilfe von «Periurban» gelöst werden. Mit dem Zusammenschluss von bisherigen, im Integrationsbereich tätigen Akteuren zu einer Arbeitsgruppe «Zäme läbe Freiamt» sollte das Integrationsanliegen mehr Gewicht erhalten und den Gemeinden die Notwendigkeit einer aktiven Integrationspolitik aufgezeigt werden.
Die Plattform «Zäme läbe Freiamt» sollte den regelmässigen Austausch zwischen MigrantInnen, der einheimischen Bevölkerung, Vereinen, Firmen und Behörden fördern. Das Projekt umfasste insgesamt fünf Teilprojekte, die dem ländlichen Charakter des oberen Freiamt Rechnung tragen.
Sensibilisierung: Die Behördenmitglieder anerkennen die Bedeutung der Integration. Integrationsprojekte und -angebote sind fester Bestandteil der Gemeindebudgets.
Dialog: Ein ‹runder Tisch› fördert das gegenseitige Verständnis zwischen Migrantinnen und Migranten, Behördenmitglieder, Fachpersonen, Firmen und weiteren Akteuren.
Wissen: Informationsbroschüren in verschiedenen Sprachen erleichtern es den Migrantinnen und Migranten, sich zu orientieren. Für die Erarbeitung der Broschüren werden KulturvermittlerInnen und MigrantInnen beigezogen.
Sprachpatenschaften: Tandems mit Einheimischen tragen zur Verbesserung der Sprachkenntnisse von Migrantinnen und Migranten bei.
Sammlung von Mythen und Sagen von Einheimischen und Zugewanderten vermittelt Werte und Traditionen des jeweiligen Herkunftskreises. Die Erzählungen werden an verschiedenen Lesungen präsentiert, anschliessend gebunden, illustriert und veröffentlicht.
Flüchtlingstag: Der jährlich in Muri stattfindende Flüchtlingstag bietet ein vielfältiges Programm mit kulturellen Beiträgen, kulinarischen Genüssen und Informationen. So entsteht eine Brücke zwischen geflüchteten Menschen und der einheimischen Bevölkerung.
Im Verlauf der Projektentwicklung zeigte sich, dass mehrere Akteure nicht bereit waren, sich einbinden zu lassen und ihre Aktivitäten lieber unabhängig weiterführten. Zudem gelang es nicht, genügend Gemeinden für die Plattform «Zäme läbe Freiamt» zu gewinnen: Nur zwei Gemeinden waren bereit, sich ergänzend zu Bund und Kanton finanziell zu beteiligen. Andere lehnten das Projekt mit der Begründung ab, der Ausländeranteil sei so niedrig, dass deren Integration kaum Bedeutung zukomme. Dritte konnten sich weder für noch gegen eine Teilnahme entschliessen. Trotzdem konnten einige Projekte entwickelt und realisiert werden. So entstanden Sprachpatenschaften, eine Webseite, ein Leitfaden für Neuzugezogene, ein regelmässiger Treffpunkt in Muri, das jährlich stattfindende Fest der Kulturen und ein Musikprojekt.
Trotz grossen Anstrengungen ist es aber nicht gelungen, im oberen Freiamt regionale Integrationsstrukturen zu etablieren. So konnten die Projektziele nur teilweise erreicht werden und eine koordinierte Zusammenarbeit und Vernetzung fehlen bis heute.
Was bleibt: Eine Beratungs- und Schreibstube für Flüchtlinge, ein multinationaler Chor, der aus dem Musikprojekt von «Zäme läbe Freiamt» entstanden ist sowie das Fest der Begegnung am Flüchtlingstag oder das Café international und der alli-mintenand-Treff in Zufikon. Ins Leben gerufen wurde überdies eine Koordinationsstelle für Freiwilligenarbeit im Asylbereich für das ganze Freiamt.
Letzte Änderung 09.03.2022