"L'intégration est un investissement rentable"

Berne, 19.06.2017 - Discours prononcé par la conseillère fédérale Simonetta Sommaruga à l'occasion de la troisième Conférence nationale sur l'intégration. La parole prononcée fait foi.

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Sehr geehrte Regierungsrätinnen und Regierungsräte
Sehr geehrte Mitglieder der eidgenössischen Räte
Geschätzte Vertreterinnen und Vertreter der Kantone, Gemeinden, der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft
Liebe Anwesende

12 Jahre sind vergangen seit der ersten "Nationalen Integrationskonferenz". Auch damals hielt ein Mitglied des Bundesrats eine Rede. Der damalige Vorsteher des Justizdepartements forderte die Anwesenden dazu auf, beim Thema Integration in die Tiefe zu gehen. Denn das Thema neige "zur Geschwätzigkeit".

Sie haben sich den Appell meines Vor-Vorgängers ganz offensichtlich zu Herzen genommen. Was Sie, die Schweiz, wir alle in diesen 12 Jahren geleistet haben, ist das Gegenteil von "Geschwätzigkeit". Unser Land hat in diesen letzten 12 Jahren eine Integrationspolitik entwickelt, die sich - auch international - sehen lassen kann.

Heute benutzen wir den Begriff "Integrationspolitik" ganz selbstverständlich. Das war nicht immer so. Bis weit in 1990er Jahre gab es auf Bundesebene keinen expliziten Auftrag zur Integrationsförderung. Und die Kantone bekamen vom Bund keinen Rappen Geld dafür. Kantone und Gemeinden waren sich selber überlassen. Ausserdem wurde Integration nicht selten mit Assimilation verwechselt. Ein Ausländer galt als schlecht integriert, wenn er Kebab ass statt Spaghetti.

Heute stehen wir also an einem ganz anderen Ort. Und doch bleibt noch viel zu tun. Das hängt auch damit zusammen, dass die Migration ganz unterschiedliche Gesichter hat - und damit auch die Integration.

Reden wir von einer spanischen Professorin oder einem Laboranten aus Eritrea?
Reden wir vom Analphabeten aus Afghanistan oder der Ärztin aus Syrien?
Geht es um Kinder der zweiten oder dritten Einwanderer-Generation? Oder um einen unbegleiteten Minderjährigen, der noch nie in der Schule war?

Klar ist, dass all diese Menschen ganz unterschiedliche Voraussetzungen mitbringen. Und klar ist damit auch, dass Integration für jeden von ihnen etwas anderes bedeutet. Und doch gibt es gewisse Grundsätze, die wohl auf alle zutreffen, die neu in ein Land kommen:

Zunächst einmal die Sprache: Ohne Möglichkeit, sich zu verständigen, gibt es auch keine Möglichkeit, in einem Land anzukommen. Dann ist da die Bedeutung der Arbeit. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Arbeit nicht nur Voraussetzung ist für wirtschaftliche Selbständigkeit. In unserer Gesellschaft ist Arbeit vielmehr wesentlicher Teil unserer Identität. Wenn wir eine Person kennenlernen, fragen wir nicht als Erstes: "Wie geht es deinem Vater, und wie geht es deinem Schwiegervater?" wie das in anderen Kulturen der Fall ist, sondern wir fragen: "Was arbeitest du?". Deshalb ist in unserer Gesellschaft Arbeit der Erfolgsfaktor für die Integration. Arbeit gibt Struktur, sie stiftet Sinn - und eben Identität. Ein Flüchtling ohne Stelle bleibt ein Flüchtling. Wenn er arbeitet, ist er Gärtner oder Koch.

In unserem Land gilt aber auch: Wer eine Arbeit haben und behalten will, braucht eine Ausbildung. Ohne Ausbildung sind die Perspektiven beschränkt.

Herausforderungen im Flüchtlingsbereich

Sprache, Arbeit und Bildung als zentrale Elemente für die Integration: darüber ist man sich einig. Doch diese Einigkeit allein genügt nicht, wenn wir über den Asylbereich sprechen. Denn dort liegen für die Zukunft die grössten Herausforderungen.

Weltweit sind so viele Menschen auf der Flucht wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Von den Menschen, die in der Schweiz Schutz suchen, dürfen viele bleiben. Die Schutzquote liegt heute bei 48 Prozent. Das ist eine Errungenschaft, die wir lange angestrebt haben. Unser Asylsystem soll für die Schutzbedürftigen da sein und nicht für Abenteurer und Wirtschaftsmigranten. Noch im 2012 betrug die Schutzquote gerade mal 19 Prozent. Heute können wir sagen, dass ein grosser Teil derjenigen, die bei uns Schutz suchen, diesen auch tatsächlich brauchen.

Nun genügt es aber nicht, den Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf zu geben. Wenn diese Menschen hier bleiben, sollen sie bei uns möglichst rasch eine Perspektive erhalten. Und das geht nicht ohne Anstrengungen - und zwar von allen Seiten. Wir haben heute bei den Flüchtlingen nach fünf Jahren Aufenthalt eine Erwerbsquote von durchschnittlich 28 Prozent. Diese Erwerbsquote ist je nach Kanton sehr unterschiedlich: in einem Kanton arbeiten 42% der Flüchtlinge, in einem anderen sind es knapp 16% - also fast drei Mal weniger.

Das kann man mit den verschiedenen Arbeitsmärkten in den Kantonen nicht mehr erklären. Da müssen wir genauer hinschauen. Genauer hinschauen müssen wir auch bei den Flüchtlingen selber. Denn mit ihnen kommt auch ein beträchtliches Potenzial ins Land.

In der Schweiz wiederum konnten letztes Jahr 10‘000 Lehrstellen nicht besetzt werden. Für 3000 Lehrstellen gab es nicht einmal eine Bewerbung.

Wenn wir das geschickt organisieren und das Potenzial dieser vielen jungen Menschen rasch erfassen, dann können sowohl wir wie auch die Flüchtlinge profitieren. Wie also organisieren wir das geschickt? Wo packen wir an und wie erreichen wir das Ziel?

Auf diese Fragen müssen wir möglichst rasch Antworten finden. Ich bin darum dankbar, dass Sie hier sind: Sie haben das Wissen, Sie haben die Erfahrungen, Sie haben Ideen. Ich werde Ihre Rückmeldungen sehr ernst nehmen!

Die Integrations-Agenda

Dass das alles etwas kostet, ist klar. Integration ist nicht gratis zu haben - für niemanden. Integration ist eine Investition - eine Investition in die Zukunft unseres Landes, in die Zukunft unserer Bevölkerung, in die Menschen, die hier leben.

Es ist übrigens eine Investition, die sich sehr schnell auszahlen kann. Nicht nur ökonomisch gesehen, wenn allein der Bund für jeden Flüchtling, der erwerbstätig ist, 18‘000 Franken pro Jahr spart - und die Kantone und Gemeinden sparen ja dann auch noch! Aber auch menschlich gesehen zahlt sich die Investition in die Integration aus: Menschen entfalten sich, wenn sie einbezogen werden und über soziale Kontakte verfügen. Das gilt für die Zugewanderten ebenso wie für die hier Geborenen.

Deshalb haben Bund und Kantone kürzlich eine Integrations-Agenda vereinbart. Wir klären gemeinsam, wie und wo wir zusätzlich investieren müssen, damit am Ende alle profitieren: unser Land ebenso wie die Flüchtlinge, die hier leben.

Bei der Integrations-Agenda sind deshalb nicht nur die Migrationsbehörden von Bund und Kantonen dabei, sondern auch die Bildungsbehörden, vom Bund das WBF und von den Kantonen die EDK. Und damit die Integrations-Agenda erfolgreich ist, braucht es auch die Unterstützung der Städte und Gemeinden sowie der Wirtschaft.

Schliesslich erwartet die Bevölkerung von den politischen Behörden zu Recht, dass in jenen Berufsgruppen, in denen heute eine überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit herrscht, nicht weiterhin Zehntausende von Arbeitskräften aus dem Ausland rekrutiert werden, während die Flüchtlinge, die hier sind, ohne Stelle bleiben.

Mit der Stellenmeldepflicht, die nächstes Jahr eingeführt wird, sollen Flüchtlinge endlich bessere Chancen erhalten, indem sie bei den RAV's automatisch gemeldet werden.

Natürlich hängt am Ende auch vieles von den Flüchtlingen selber ab. Generationen von Einwanderern haben die Chancen genutzt, die ihnen die Schweiz bietet.

Jetzt ist es an den Zuwanderern von heute, ihre eigene Erfolgsgeschichte zu schreiben. Und wir investieren in die Integration, weil dieses Geld gut investiert ist.

Denn entweder schauen wir, dass das Zusammenleben gelingt. Oder wir schauen weg und regen uns dann über Parallelgesellschaften und hohe Folgekosten auf.

Noch haben wir die Wahl.

Ihnen allen danke ich für Ihre Arbeit.

 


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Dernière modification 19.01.2023

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