Integration ist mehr als eine Sprache zu lernen und einen Job zu haben

Bern. Integration geht nicht ohne Menschen, die helfen und unterstützen – im Beruf oder im Alltag. Zugewanderte, die sich in der Schweiz integrieren wollen, sind deshalb auf den Kontakt zu Einheimischen angewiesen, die hier verankert sind. Persönliche Begegnungen ergeben sich aber nicht immer von selbst. Die Tripartite Agglomerationskonferenz (TAK) hat den Integrationsdialog "Zusammenleben" lanciert, um diese Begegnungen zu fördern und aufzuzeigen, wie wichtig die Freiwilligenarbeit für die gesellschaftliche Integration ist.

Mit ihrer Initiative will die TAK, die politische Plattform von Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden, viele kleine Dialoge in der Bevölkerung in Gang bringen und aufzeigen, wo Begegnungsmöglichkeiten für Zugewanderte und Einheimische bestehen.  

Engagement der Bevölkerung

An der Lancierung des Dialogs erklärte Bundesrätin Simonetta Sommaruga, auch die einheimische Bevölkerung spiele im Integrationsprozess eine wichtige Rolle. "Erfolgreiche Integration bedingt, dass wir – die Einheimischen – auf die Migranten zugehen, dass wir ihnen zeigen, wie sich unser Alltag gestaltet", sagte die Bundesrätin. Flüchtlinge zum Beispiel können nur im direkten Austausch mit Einheimischen die hiesigen Gepflogenheiten kennen lernen und alltägliche Hürden wie etwa beim Zusammenleben in einem Mietshaus oder bei der Lehrstellensuche überwinden. Viele Flüchtlinge erleben in der Schweiz zum ersten Mal Freiheit. "Wir müssen ihnen helfen, mit dieser neu gewonnenen Freiheit umzugehen. Sie sollen sehen, dass persönliches Engagement hierzulande nicht unterdrückt wird, sondern erwünscht ist", führte Sommaruga aus. Die Freiwilligenarbeit, etwa im Rahmen von Mentoringprojekten, leiste einen wichtigen Beitrag zur Integration.

Staat kann direkten Kontakt nicht ersetzen

TAK-Präsident und Regierungspräsident des Kantons Basel-Stadt Guy Morin betonte, bei einem Ausländeranteil von knapp 25 Prozent sei die Integration der Migrantinnen und Migranten zentral für den Zusammenhalt in der Schweiz. Morin erläuterte, dass Bund, Kantone, Städte und Gemeinden die Integration mit verschiedenen Massnahmen fördern: Sprach- und Integrationskurse, Erstinformationen der Gemeinden für Zugezogene, Brückenangebote für Jugendliche auf Lehrstellensuche. Der Staat könne aber den direkten Kontakt zur Bevölkerung nicht ersetzen, sondern einzig die Rahmenbedingungen für die direkte Begegnung fördern. Dazu sei er auch auf die Zusammenarbeit mit privaten Kreisen angewiesen.

Der Beitrag der freiwilligen Arbeit in der Integration wurde anhand von Projekten illustriert, die im Rahmen der TAK-Initiative laufen.

Öffentlich-private Förderung der Freiwilligenarbeit

Das Förderprogramm "contakt-citoyenneté" unterstützt 2016/2017 insgesamt 56 Integrationsprojekte in der ganzen Schweiz. Dazu gehört zum Beispiel "@ctive Asyl" in Luzern und Bern, das Flüchtlingen Kurse für selbständiges Lernen im Internet anbietet. Oder das Projekt "Vivre ensemble" in Biel. Hier können junge isolierte Mütter auf Stadtrundgängen Spielplätze, Bibliotheken oder die Mütterberatungsstelle kennenlernen.

Mit dem Programm "contakt-citoyenneté" fördern das Migros-Kulturprozent und die Eidgenössische Migrationskommission (EKM) seit 2012 das gesellschaftliche Engagement in der sozialen Integration. Hedy Graber, Leiterin der Direktion Kultur und Soziales des Migros-Genossenschafts-Bundes, hob hervor, dass die freiwillig Engagierten in diesen Projekten Brücken zwischen Ansässigen und Zugewanderten bauten und so die staatliche Integrationsarbeit ergänzten: "Es ist wichtig, dass wir Privaten Mitverantwortung tragen und uns mit der öffentlichen Hand zusammentun, um innovative Lösungen für unsere Gesellschaft zu entwickeln, die das friedliche Zusammenleben in Zukunft gewährleisten".

Religiös-kulturelle Vielfalt der Schweiz entdecken

"Dialogue en Route" ist ein gesamtschweizerisches Projekt von IRAS COTIS, der Interreligiösen Arbeitsgemeinschaft der Schweiz. Das Projekt lädt ein zum Kennenlernen der religiösen und kulturellen Vielfalt der Schweiz. Junge, geschulte "Guides" führen Klassen und andere Gruppen durch ausgewählte religiöse Stätten, Kultur- und Bildungshäuser und entlang von Wegrouten, die als Lern- und Begegnungsorte aufgebaut sind. Das Projekt startet im Sommer 2017.

An der Medienkonferenz begründeten zwei Freiwillige ihr Engagement. Sie könnten über kulturell-religiöse Fragen diskutieren und einen vertieften Einblick in die anderen Gemeinschaften und Weltanschauungen erhalten. Ihre Dialogerfahrungen und den Einsatz für das friedliche Zusammenleben möchten sie mit jungen Menschen teilen und weitertragen.  

Letzte Änderung 08.09.2016

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